19. Dezember 2020


Stellungnahme zu den Einschränkungen der Versammlungsfreiheit der Gemeinde Gottes



Quelltext:  A Biblical Case for the Church’s Duty to Remain Open - John McArthur - https://www.gracechurch.org/news/posts/1988
Topic: Gemeinde, Gottesdienst, Gemeindeleben

Passend zum Thema: Unser Gehorsam gegenüber der Obrigkeit,- von blinder Hörigkeit zu gesundem Gehorsam - Sven Fricke


Vorwort...
Das Coronavirus und alle damit einhergehenden Einschränkungen stellen die Gemeinde Christi vor große Herausforderungen. Dadurch, dass der Gottesdienst durch die anhaltenden Einschränkungen und Vorschriften vielerorts stark beeinträchtigt oder gar unterbunden wird, werden viele Fragen aufgeworfen: 

- Inwieweit darf die Regierung Einfluss nehmen auf die Versammlung der Gläubigen? 

- Was darf der Staat der Gemeinde Jesu vorschreiben? 

- Ab wann verweigert man der Obrigkeit den Gehorsam, weil sie die Grenzen ihrer Zuständigkeit überschreitet und man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen?

Als Hirten und Leiter einer Ortsgemeinde müssen wir uns unweigerlich mit diesen Fragen auseinandersetzen und Antworten für uns und unsere Gemeinden finden. Im Ringen um Weisheit in dieser Frage müssen Älteste viele Aspekte bedenken. Es erfordert Mut, für biblische Wahrheiten einzustehen, aber es erfordert auch Weisheit, selbstverschuldete Konsequenzen nicht als „Leiden um der Gerechtigkeit willen“ oder als Martyrium anzusehen.

Tatsache ist, dass sich die Eindämmungsverordnungen national und international sehr unterscheiden. Während sich mancherorts wieder eine unbegrenzte Anzahl von Personen zum Gottesdienst versammeln darf und sogar das Singen wieder erlaubt ist, ist bei anderen allein schon das Versammeln zum Gottesdienst auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.

Die hier vorliegende Stellungnahme soll Gläubigen helfen zu verstehen, wie die Schrift das Verhältnis zwischen der politischen Obrigkeit und der geistlichen Gemeinde Jesu versteht. Die Schrift ist klar und unmissverständlich: Wir sind Gott immer mehr verpflichtet als den Menschen. In der Anwendung dieser klaren Aussage brauchen wir viel Weisheit, denn die praktische Umsetzung kann durchaus unterschiedlich aussehen.

Gerade in diesen Gewissensfragen müssen wir als Kinder Gottes in wohlgefälliger Weise miteinander umgehen. Paulus ermahnt uns in Römer 14,17—19, dass wir vom Streiten absehen und einander weder voreilig richten noch verachten oder verlästern: „Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist; wer darin Christus dient, der ist Gott wohlgefällig und auch von den Menschen geschätzt. So lasst uns nun nach dem streben, was zum Frieden und zur gegenseitigen Erbauung dient“.


 

Christus ist das Haupt der Kirche, nicht Cäsar
Die biblische Verpflichtung für unsere Kirchen offen zu bleiben

 

Christus ist Herr über alles. Er ist das einzige wahre Haupt der Kirche (Epheser 1,22; 5,23; Kolosser 1,18). Er ist der König der Könige – Herrscher über jede irdische Autorität (1. Timotheus 6,15; Offenbarung 17,14; 19,16). Als sein Volk sind wir seinem Willen und seinen Geboten unterworfen, wie sie in der Heiligen Schrift offenbart werden. Deshalb können und wollen wir eine von der Regierung auferlegte Sperre unserer wöchentlichen Gemeindegottesdienste oder anderen regelmäßigen gemeinsamen Versammlungen nicht hinnehmen. Eine Einwilligung wäre Ungehorsam gegenüber den klaren Geboten unseres Herrn.

 


 

Vielleicht denkt mancher, dass eine solch konkrete Aussage in direkten Widerspruch zu dem in Römer 13 und 1. Petrus 2 dargelegten Gebot steht, sich den regierenden Autoritäten zu unterwerfen. Die Heilige Schrift gebietet einen sorgfältigen, gewissenhaften Gehorsam gegenüber allen regierenden Autoritäten, einschließlich Königen, Präsidenten, Arbeitgebern und ihren Bevollmächtigten (d.h., um es mit den Worten des Petrus zu sagen: „nicht allein den guten und gelinden, sondern auch den verkehrten“ [1. Petrus 2,18, Elbefelder 1905]). Soweit die Regierungsbehörden nicht versuchen, kirchliche Autorität auszuüben, oder Befehle zu erteilen, die unseren Gehorsam gegenüber Gottes Gesetzen verbieten, ist ihrer Autorität zu gehorchen, ob wir nun mit ihren Entscheidungen einverstanden sind oder nicht. Mit anderen Worten: Römer 13 und 1. Petrus 2 binden immer noch das Gewissen des einzelnen Christen. Wir sollen unseren irdischen Autoritäten gehorchen, da diese von Gott selbst eingesetzt sind.

 


 

Doch obwohl die zivile Regierung mit göttlicher Autorität ausgestattet ist um den Staat zu regieren, gewährt keiner der oben zitierten Texte (und auch kein anderer) den irdischen Machthabern die Rechtshoheit über die Kirche. Gott hat drei Institutionen innerhalb der menschlichen Gesellschaft geschaffen: die Familie, den Staat und die Kirche. Jede Institution hat ihren eigenen Autoritätsbereich mit Zuständigkeitsgrenzen, die respektiert werden müssen. Die Autorität eines Vaters ist auf seine eigene Familie beschränkt. Die Autorität der Kirchenführer (die ihnen von Christus übertragen wurde) ist auf kirchliche Angelegenheiten beschränkt. Und die Regierung ist speziell mit der Aufsicht und dem Schutz des bürgerlichen Friedens und Wohlergehens innerhalb der Grenzen einer Nation oder Gesellschaft betraut. Gott hat den irdischen Machthabern keine Autorität über die Lehre, die Praxis oder die Gestalt der Gemeinschaft in der Kirche verliehen. Der biblische Ordnungsrahmen beschränkt die Autorität jeder Institution auf ihre spezifische Zuständigkeit. Die Kirche hat nicht das Recht, sich in die Angelegenheiten einzelner Familien einzumischen und die elterliche Autorität zu ignorieren. Eltern haben nicht das Recht, öffentliche Angelegenheiten unter Umgehung der zuständigen staatlichen Beamten zu regeln. Und ebenso wenig haben Regierungsbeamte das Recht, sich in kirchliche Angelegenheiten in einer Weise einzumischen, welche die von Gott verliehene Autorität von Pastoren und Ältesten untergräbt oder missachtet.

 


 

Wenn eine der drei Institutionen die Grenzen ihrer Zuständigkeit überschreitet, ist es die Pflicht der anderen Institutionen, diese Überschreitung einzuschränken. Wenn etwa ein Regierungsbeamter Anordnungen erlässt, die in den Gottesdienst eingreifen (wie z.B. Gesangsverbote, Anwesenheitshöchstgrenzen oder Verbote von Versammlungen und Gottesdiensten), überschreitet er die legitimen Grenzen seiner gottgegebenen Autorität als Amtsträger und maßt sich eine Autorität an, die Gott ausdrücklich nur dem Herrn Jesus Christus als Herrscher über sein Reich, die Kirche, gewährt. Seine [Christi] Herrschaft wird den Ortsgemeinden durch jene Pastoren und Ältesten vermittelt, die sein Wort lehren (Matthäus 16,18-19; 2. Timotheus 3,16-4,2).

 


 

Es gehörte niemals zum Recht der irdischen Regierung, Gottesdienste anzuordnen, zu modifizieren, zu verbieten oder zu befehlen. Wann, wie und wie oft die Kirche Gottesdienste duchführt, ist nicht Cäsars Entscheidung. Cäsar selbst ist Gott untergeordnet. Jesus bekräftigte dieses Prinzip, als er zu Pilatus sagte: „Du hättest keine Autorität über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre“ (Joh 19,11). Und weil Christus das Haupt der Kirche ist, gehören kirchliche Angelegenheiten zu seinem Königreich, nicht zu dem des Kaisers. Jesus unterschied zwischen diesen beiden Reichen deutlich, als er sagte: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört“ (Markus 12,17). Unser Herr selbst hat Cäsar immer das gegeben, was Cäsar gehörte, aber er hat Cäsar nie das angeboten, was allein Gott gehört.

 


 

Als Pastoren und Älteste können wir den staatlichen Autoritäten keine Zuständigkeit oder keine Vollmacht zugestehen, die allein Christus als Haupt seiner Kirche gehören. Pastoren und Älteste sind diejenigen, denen Christus die Pflicht und das Recht gegeben hat, seine geistliche Autorität in der Kirche auszuüben (1. Petrus 5,1-4; Hebräer 13,7.17) – und allein die Schrift definiert, wie und wem sie zu dienen haben (1. Korinther 4,1-4). Sie sind nicht verpflichtet, Anordnungen einer zivilen Regierung zu befolgen, die versucht, den Gottesdienst oder die Leitung der Kirche zu regeln. Tatsächlich haben Pastoren, die ihre von Christus delegierte Autorität in der Kirche an einen staatlichen Herrscher abtreten, sich ihrer Verantwortung vor ihrem Herrn entzogen und die von Gott bestimmten Autoritätsebenen ebenso verletzt wie der säkulare Amtsträger, der seine Autorität der Kirche unrechtmäßig aufbürdet. 

 


 

Wir lehren die Autonomie der Ortskirche, frei von jeder äußeren Autorität oder Kontrolle, mit dem Recht der Selbstverwaltung und der Freiheit gegenüber der Einmischung irgendeiner Hierarchie von Einzelpersonen oder Organisationen (Titus 1,5), (siehe auch Glaubensbekenntnis der Gemeinde Jesu Punkt 8 - Das Verhältnis zur Ökumene und zu Dachverbänden). Wir lehren, dass es für wahre Kirchen biblisch ist, bei der Lehre und Verbreitung des Glaubens miteinander zusammenzuarbeiten. Jede Ortskirche sollte jedoch durch ihre Ältesten und deren Auslegung und Anwendung der Heiligen Schrift allein über das Maß und die Methode ihrer Zusammenarbeit entscheiden. Die Ältesten sollten auch alle anderen Angelegenheiten in Bezug auf Kirchenmitgliedschaft, Kirchenordnung, Gemeindezucht, diakonische Dienste und Gemeindeleitung entscheiden (Apg. 15,19-31; 20,28; 1. Korinther 5,4-7.13; 1. Petrus 5,1-4).

 


 

Kurz gesagt, als Kirche brauchen wir nicht die Erlaubnis des Staates, um unserem Herrn zu dienen und ihn so anzubeten, wie er es befohlen hat. Die Kirche ist die kostbare Braut Christi (2. Korinther 11,2; Epheser 5,23-27). Sie gehört Ihm allein. Sie existiert durch seinen Willen und dient unter seiner Autorität. Er duldet keinen Angriff auf ihre Reinheit und keinen Verstoß gegen Seine Herrschaft über sie. All das wurde festgelegt, als Jesus sagte: „Ich will meine Kirche bauen, und die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen“ (Matthäus 16:18).

 


 

Die Autorität Christi ist „hoch über jedes Fürstentum und jede Gewalt, Macht und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen. Wobei er [Gott der Vater] alles unter seine [Christi] Füße tat und ihn zum Haupt über alles der Gemeinde gab, welche sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt“ (Epheser 1,21-23).

 


 

Dementsprechend folgt aus der Anerkennung und dem Respekt, welche wir unseren irdischen Machthabern und Richtern rechtmäßig schulden (Römer 13,7), kein Einverständnis damit, wenn solche Amtsträger versuchen, die gesunde Lehre zu untergraben, die biblische Moral zu verderben, kirchliche Autorität auszuüben oder Christus als Haupt der Kirche auf irgendeine andere Weise zu verdrängen.

 


 

Die biblische Ordnung ist klar: Christus ist Herr über Cäsar, nicht umgekehrt. Christus, nicht Cäsar, ist das Haupt der Kirche. Umgekehrt herrscht die Kirche in keiner Weise über den Staat. Nochmals: Hier handelt es sich um zwei verschiedene Königreiche – und Christus ist über beide souverän. Weder Kirche noch Staat haben eine höhere Autorität als die von Christus selbst, welcher erklärte: „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden“ (Matthäus 28,18).

 


 

Das Recht, auf das wir uns berufen, wurde nicht durch die Verfassung geschaffen. Es ist eines jener unveräußerlichen Rechte, die allein von Gott gewährt werden, der die menschliche Regierung eingerichtet hat und sowohl die Rechte als auch die Grenzen staatlicher Autorität festlegt hat (Römer 13,1-7). Die Ausübung des wahren Glaubens ist eine göttliche Pflicht, die den Männern und Frauen, die nach dem Bilde Gottes geschaffen wurden, auferlegt ist (Genesis 1,26-27; Apg 4,18-20; 5,29; vgl. Matthäus 22,16-22). Mit anderen Worten: Die Freiheit der Religionsausübung ist ein Gebot Gottes und kein vom Staat gewährtes Privileg.

 


 

In diesem Zusammenhang ist noch ein weiterer Punkt zu benennen: Christus ist immer treu und wahrhaftig (Offenbarung 19,11). Menschliche Regierungen sind nicht in gleichem Maße vertrauenswürdig. Die Schrift sagt: „Die ganze Welt liegt in der Macht des Bösen“ (1. Johannes 5,19). Das bezieht sich natürlich auf Satan. Johannes 12,31 und 16,11 nennen ihn „den Herrscher dieser Welt“, was bedeutet, dass er durch die politischen Systeme dieser Welt Macht und Einfluss ausübt (vgl. Lukas 4,6; Epheser 2,2; 6,12). Jesus sagte von ihm: „Er ist ein Lügner und der Vater der Lüge“ (Joh 8,44). Die Geschichte ist voller schmerzlicher Beispiele, dass die Regierungsmacht leicht und häufig für böse Zwecke missbraucht wird. Politiker können Statistiken manipulieren, und die Medien können unbequeme Wahrheiten verschweigen oder verharmlosen. Daher kann eine wachsame Kirche nicht passiv bleiben oder automatisch einwilligen, wenn die Regierung die Sperre von Gemeindeversammlungen anordnet – selbst wenn der Grund dafür die Sorge um die öffentliche Gesundheit und Sicherheit ist.

 


 

Die Kirche ist per definitionem eine Versammlung. Das ist die wörtliche Bedeutung des griechischen Wortes für „Kirche“ – ekklesia – die „Versammlung der Herausgerufenen“. Eine sich nicht versammelnde Versammlung ist ein Widerspruch in sich selbst. Christen ist es daher geboten, die Praxis des Zusammenkommens nicht aufzugeben (Hebräer 10,25) – und kein irdischer Staat hat das Recht, die Versammlung von Gläubigen einzuschränken, zu beschneiden oder gar zu verbieten. Wir haben deshalb auch die Untergrundkirchen in Ländern, in denen der christliche Gemeindegottesdienst seitens des Staates als illegal deklariert wurde, immer unterstützt.

 


 

Wenn die Regierung den Kirchenbesuch auf eine bestimmte Anzahl von Besuchern eingrenzen will, versucht sie, eine Beschränkung durchzusetzen, die es den Gläubigen prinzipiell unmöglich macht, sich als Kirche zu versammeln. Wenn Amtsträger das Singen in Gottesdiensten verbieten, versuchen sie, eine Regelung aufzustellen, die es dem Volk Gottes prinzipiell unmöglich macht, den Geboten von Epheser 5,19 und Kolosser 3,16 zu gehorchen. Wenn Beamte Distanzierung anordnen, versuchen sie, eine Beschränkung aufzuerlegen, die es prinzipiell unmöglich macht, die enge Gemeinschaft zwischen Gläubigen zu erfahren, die in Römer 16,16, 1. Korinther 16,20, 2. Korinther 13,12 und 1. Thessalonicher 5,26 geboten wird. In all diesen Bereichen müssen wir uns unserem Herrn unterordnen.

 


 

Auch wenn wir in unserem Land nicht daran gewöhnt sein mögen, dass die Regierung in die Kirche unseres Herrn Jesus Christus eindringt, so ist dies doch keineswegs das erste Mal in der Kirchengeschichte, dass es Christen mit staatlichen Übergriffen oder feindlichen Machthabern zu tun haben. Tatsächlich war die Verfolgung der Kirche durch staatliche Behörden in der gesamten Kirchengeschichte die Norm und nicht die Ausnahme. „Und alle“, so sagt die Schrift, „die gottselig leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung leiden“ (2. Timotheus 3,12). Historisch betrachtet waren die beiden Hauptverfolger der Kirche immer eine säkulare Regierung oder falsche Religion. Die meisten Märtyrer des Christentums sind gestorben, weil sie sich weigerten, solchen Autoritäten zu gehorchen. Dies ist schließlich das, was Christus angekündigt hat: „Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen“ (Joh 15,20). In der letzten Seligpreisung sagte er: „Selig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und lügnerisch allerlei Arges wider euch reden um meinetwillen! Freut euch und seid fröhlich, denn euer Lohn im Himmel ist groß; denn so haben sie auch die Propheten verfolgt, die vor euch gewesen sind“ (Matthäus 5,11-12).

 


 

Für den Fall, dass sich die Regierungspolitik immer weiter von biblischen Prinzipien entfernt und der rechtliche und politische Druck gegen die Kirche zunimmt, müssen wir erkennen, dass der Herr diesen Druck möglicherweise als Mittel zur Läuterung benutzt, um die wahre Kirche zu offenbaren. Sich dem staatlichen Übergriff zu beugen, könnte dazu führen, dass Kirchen auf unbestimmte Zeit geschlossen bleiben. Wie kann sich dann die wahre Kirche Jesu Christi in einem so feindseligen Klima als eine solche erweisen? Dafür gibt es nur einen Weg: kühne Loyalität gegenüber dem Herrn Jesus Christus.

 


 

Selbst dort, wo Regierungen der Kirche wohlwollend gegenüber zu stehen schienen, mussten sich christliche Leiter oft aggressiver Staatsbeamter erwehren. Zur Zeit Calvins mussten zum Beispiel kirchliche Amtsträger zeitweise Versuche des Stadtrates abwehren, die zum Ziel hatten, gewisse Aspekte des Gottesdienstes, der Kirchenordnung und der Gemeindezucht zu regeln. Auch die Kirche von England hat sich nie vollständig reformiert, eben weil sich die britische Krone und das Parlament immer in kirchliche Angelegenheiten eingemischt haben. Im Jahr 1662 wurden die Puritaner von ihren Kanzeln verwiesen, weil sie sich weigerten, sich den Regierungsaufträgen bezüglich des Gebrauchs des „Book of Common Prayer“, des Tragens von Gewändern, und anderer zeremonieller Aspekte des staatlich geregelten Gottesdienstes zu beugen. Der britische Monarch behauptet immer noch, oberster Herrscher und öffentliches Haupt der Anglikanischen Kirche zu sein.

 


 

Noch einmal: Christus ist das einzig wahre Oberhaupt seiner Kirche, und wir beabsichtigen, diese lebenswichtige Wahrheit in allen unseren Versammlungen zu ehren. Aus diesem entscheidenden Grund können wir die übergriffigen Sperren, die Regierungsbeamte unserer Gemeinde jetzt auferlegen wollen, nicht akzeptieren und werden uns ihnen nicht beugen. Wir geben diese Antwort ohne Groll und auch nicht aus einem kämpferischen oder rebellischen Herzen heraus (1. Timotheus 2,1-8; 1. Petrus 2,13-17), sondern in dem nüchternen Bewusstsein, dass wir uns vor dem Herrn Jesus für die Haushalterschaft verantworten müssen, die er uns als Hirten seiner kostbaren Herde anvertraut hat.

 


 

Unseren Regierungsbeamten sagen wir respektvoll mit den Worten der Apostel: „Entscheidet ihr selbst, ob es vor Gott recht ist, euch mehr zu gehorchen als Gott“ (Apg. 4,19). Und ohne Zögern beantworten wir diese Frage genauso wie die Apostel: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!“ (Apg. 5,29).

 


 

Es ist unser Gebet, dass jede treue Gemeinde gemeinsam mit uns im Gehorsam gegenüber unserem Herrn feststeht, wie es die Christen durch die Jahrhunderte hindurch getan haben.

 


 

Nachtrag

 

Wenn wir als Älteste die ursprüngliche Regierungsanordnung (1. Lockdown im März 2020) akzeptiert und unabhängig voneinander mitgetragen haben, geschah dies nicht weil wir glaubten, der Staat habe das Recht, den Kirchen vorzuschreiben, wann, ob, und wie sie Gottesdienste abhalten sollen. Um es klar zu sagen: Wir sind der Überzeugung, dass die ursprüngliche Verordnung ein ebenso unrechtmäßiges Eindringen der staatlichen Autorität in kirchliche Angelegenheiten war, wie es sich momentan darstellt. Da wir jedoch nicht den wirklichen Gefährlichkeitsgrad des Virus gekannt haben oder vorhersehen konnten, und weil wir uns um das Wohlergehen der Menschen sorgen, gleich wie sich unser Herr darum gesorgt hat, glauben wir, dass der Schutz der öffentlichen Gesundheit vor ernsthaften Ansteckungen eine rechtmäßige Aufgabe der Christen wie auch der zivilen Regierung ist. Deshalb folgten wir freiwillig den ursprünglichen Empfehlungen unserer Regierung. Es ist natürlich legitim, dass sich Christen im Falle einer Krankheit oder einer unmittelbaren Bedrohung der öffentlichen Gesundheit vorübergehend der Versammlung der Heiligen enthalten.

 

 


 

Als die verheerende Ausgangssperre begann, ging man davon aus, dass dies eine kurzfristige Notlösung sei, mit dem Ziel, „die Kurve abzuflachen“ – das heißt, die Infektionsrate zu verlangsamen, um sicherzustellen, dass die Krankenhäuser nicht überlastet werden. Und es gab verheerende Prognosen bezüglich der Sterberate. Angesichts dieser Faktoren unterstützten wir die Maßnahmen, indem wir uns an die Richtlinien hielten, die für die Kirchen erlassen wurden.

 


 

Jedoch gaben wir damit unsere geistliche Autorität nicht an die säkulare Regierung ab. Wir entschieden von Anfang an, dass sich unsere freiwillige Entscheidung zur Einhaltung der Richtlinien ändern werde, wenn sich diese über das erklärte Ziel hinaus erweitern sollten und wenn Politiker sich unangemessen in kirchliche Angelegenheiten einmischen würden. Das gleiche gilt, wenn Gesundheitsbehörden Beschränkungen hinzufügen würden, die versuchen, den Auftrag der Kirche zu untergraben. Wir trafen jede Entscheidung in bewußter Wahrnehmung unserer eigenen Verantwortung. Wir haben am Anfang schlichtweg die Gelegenheit genutzt, die Anliegen der Gesundheitsbehörden zu unterstützen und diese Anliegen auch unter unseren Kirchenmitgliedern zur Geltung zu bringen. Dies geschah aus dem Wunsch heraus, in Sorgfalt und Vernunft zu handeln (Phil. 4,5).

 


 

Aber jetzt leben wir nun schon seit mehr als zwanzig Wochen mit teils unaufgehobenen Einschränkungen. Es ist offensichtlich, dass die ursprünglichen Todesprojektionen falsch waren und das Virus sich nirgendwo als nur annähernd so gefährlich erwiesen hat, wie ursprünglich befürchtet. Dennoch sind etwa vierzig Prozent des Jahres vergangen, in denen es unserer Kirche nicht möglich war, sich auf normale Weise (ohne Maskenpflicht, Anwesenheitslisten, vorgeschriebenen Hygienekonzepten, Abstandsregelungen etc.) zu versammeln. Die Möglichkeit der Ältesten, ihre Herden zu hüten, ist stark eingeschränkt worden. Die Einheit und der Einfluss der Kirche sind bedroht. Den Gläubigen wurden Gelegenheiten verwehrt, um zu dienen und einander beizustehen.

 


 

Auch das Leiden von Christen, die in Schwierigkeiten, Angst, Bedrängnis, Gebrechen oder anderweitigen Sorgen dringend Gemeinschaft und Ermutigung gebraucht hätten, wurde durch die Beschränkungen in einem Ausmaß verschlimmert, das in keiner Weise als gerechtfertigt oder notwendig betrachtet werden kann. Wenn größere öffentliche Veranstaltungen, die für 2021 geplant waren, bereits abgesagt werden, signalisiert man, dass sich Regierungsstellen offensichtlich darauf vorbereiten, die Einschränkungen bis weit ins nächste Jahr und darüber hinaus aufrechtzuerhalten. Das zwingt die Kirchen, sich zwischen dem klaren Befehl unseres Herrn und dem der Regierenden zu entscheiden. Deshalb, weil wir der Autorität unseres Herrn Jesus Christus folgen, entscheiden wir uns (als Älteste der Gemeinde Jesu im Christus Zentrum Bremerhaven) freudig dafür, ihm zu gehorchen.

 

 

 
E-Mail
Karte
Infos
Instagram